„Unsere Gerätschaften sind sehr ähnlich – wir benutzen sie nur anders“, erklärt Sebastian Gebhardt, als Zugtruppführer mitverantwortlich für den technischen Zug desTechnisches Hilfswerk (THW) Ortsverband Ludwigshafen am Rhein, eine der unterschiedlichen Arbeitsweisen von Feuerwehr und THW. Vor kurzem begrüßte er rund 20 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 15 Jahren der Jugendfeuerwehren Dannstadt-Schauernheim und Rödersheim auf dem THW-Gelände in der Ignaz-Büttner-Straße. Begleitet wurden sie von dem Stellvertretenden Jugendwart Simon Schneider aus Dannstadt-Schauernheim, sowie den Jugendwarten Frank Nicklas und Joel Hodjra aus Rödersheim.
Simon Schneider, der den Ausflug zum THW in Abstimmung mit dem Stellvertretenden Wehrleiter Mathias Peters organisiert hat, findet: „Es war Zeit für diesen Ausflug, arbeiten wir doch bei Gefahrenlagen eng zusammen, und je früher wir uns als Feuerwehrleute damit befassen, desto besser.“ So ist das THW immer dann zur Stelle, wenn Wehren, Polizei oder andere Behörden an einem Unglücksort technische Unterstützung brauchen. Auch im Auslandseinsatz sind sie gefragte Helfer, zum Beispiel zuletzt bei dem schweren Erdbeben in der Türkei oder bei den Überschwemmungslagen in Italien, wo es für die Trinkwasseraufbereitung zuständig war. „Wie bekommen wir unsere Stärken optimal zusammen – am besten, indem wir in Kontakt bleiben, so wie heute“, freut sich Sebastian Gebhardt über den Besuch der Jugendfeuerwehren. Denn: „Wir wollen die Feuerwehren nach besten Kräften bei ihren Einsätzen unterstützen.“
Jeder Ortsverband des THW hat seine Spezialisierung – das kann zum Beispiel Räumen, Brückenbau, Ortung, Elektroversorgung oder Trinkwasseraufbereitung sein – und hat dafür sein festes Personal, das immer auf den gleichen Fahrzeugen arbeitet und dafür ausgebildet wurde. Der Ortsverband Ludwigshafen hat vier Fachgruppen, dazu gehört die Bergung, Notinstandsetzung und Notversorgung, das Räumen und Wassergefahren. „Die Zahl unserer Einsätze ist deutlich geringer, als jene der Feuerwehr. Allerdings dauern unsere Einsätze auch meistens länger“, sagt Sebastian Gebhardt und führt das Beispiel Brand in der ehemaligen Papierfabrik in Darmstadt an. Hier war das THW vier Tage lang durchgehend vor Ort. Dieselben Gerätschaften werden von Feuerwehr und THW unterschiedlich angewendet, zum Beispiel hydraulische Schere und Spreizer: Die Feuerwehr schneidet hiermit in der Regel Menschen aus Fahrzeugen frei. Das THW benutzt es, um in Gefahrenlagen zum Beispiel Betonteile anzuheben oder um Bewährungsstahl zu durchtrennen. „Wir sind, wie die Feuerwehr, breit aufgestellt“, erklärt Sebastian Gebhardt. Organisatorisch sind beide allerdings unterschiedlich verortet: Das THW untersteht dem Bundesinnenministerium und erhält über den Bund seine Fahrzeuge und Ausrüstungen, die Feuerwehren unterstehen dem jeweiligen kommunalen Träger.
Nach der theoretischen Einführung von Sebastian Gebhardt in die Arbeit des THW und seine Organisation ging es in den praktischen Bereich: Jede Fachgruppe stellte sich mit ihren Fahrzeugen und Geräten vor, wie etwa die Gruppe „Bergung“, die unter anderem nach einem Brand einsturzgefährdete Häuser sichert. Oder die Gruppe "Wassergefahren", die zum Beispiel von Beginn an bei dem schweren Hochwasser im Ahrtal zum Einsatz gekommen ist. Auch konnte sie die Fachgruppe Brückenbau dabei unterstützen, dort 268 Behelfsbrücken aufzubauen, die heute noch stehen und regelmäßig gewartet werden. Für den THW-Ortsverband in Ludwigshafen mit seinen insgesamt rund 80 Ehrenamtlichen – hauptamtlich Tätige gibt es an diesem Standort nicht – war dies der bisher größte Einsatz seit seinem Bestehen.
Für die Kinder und Jugendlichen der Jugendfeuerwehren Dannstadt-Schauernheim und Rödersheim war der Besuch bei dem Technischen Hilfswerk (THW) Ortsverband Ludwigshafen am Rhein ihr erster Berührungspunkt mit der Arbeit des THW – und es war ein spannender Vormittag mit vielen neuen Eindrücken. Sowohl Feuerwehren wie auch das THW wollen den Austausch weiter ausbauen, um am Ende noch besser zusammenzuarbeiten, wenn es darauf ankommt.
1. August 2023