Die Ressourcen im Kreislauf halten: Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Pfalz-Kreis bei IFCO und Biogasanlage: Es sind zwei sehr unterschiedliche Unternehmen, die sich Landrat Clemens Körner am 15. Februar in seiner Funktion als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Pfalz-Kreis für seinen Besuch in der Verbandsgemeinde Dannstadt-Schauernheim ausgesucht hat: die erst vor einigen Monaten in Betrieb genommene IFCO SYSTEMS GmbH im Ortsteil Dannstadt und die seit 2006 bestehende Biogasanlage von Alexander Friedrich in Hochdorf-Assenheim. Beide verbinden ähnliche Ziele: Ressourcen so lange wie möglich im Kreislauf halten und Energie dezentral produzieren. Begleitet wurde Clemens Körner von Bürgermeister Stefan Veth und den Ortsbürgermeistern Manuela Winkelmann und Thomas Angel. Was läuft gut, wo drückt der Schuh? Auch darüber gab der Besuch Aufschluss.
IFCO (das Kürzel steht für International Food Container Organisation) entstand 1992 in Pullach im Isartal im Umfeld des deutschen Mittelständlers und Getränkekistenspezialisten Schoeller Allibert. IFCO beschäftigt cirka 1.600 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten weltweit, vermietet zusammenklappbare Plastikkisten an den Handel, holt sie wieder ab, reinigt, wartet und liefert sie unter anderem aus dem neu entstandenen Standort in Dannstadt-Schauernheim wieder aus. Defekte Kisten werden in der Regel nach Jahren im Gebrauch im Kreislaufsystem wiederverwertet und vollständig recycelt. Mit der IFCO-Kiste lassen sich beachtlich Ressourcen einsparen. Einwegverpackung und damit auch die Entsorgung der Verpackung werden überflüssig. Da sich das Obst und Gemüse in den Mehrwegbehältern deutlich länger hält, muss im Handel seltener weggeworfen werden. „Zu den Kunden gehören viele der großen Einzelhandelsketten in Europa und weltweit“, erklärt Dirk Schaich, Director Supply Chain & Operations. Bei der Führung der Gäste durch die riesengroße, durchorganisierte Halle erklärt Dirk Schaich den Zyklus: Bei den Erzeugergenossenschaften, wie zum Beispiel dem Pfalzmarkt, werden unterschiedlich große IFCO-Kisten befüllt und finden sich später in den Verkaufsregalen der umliegenden Supermärkte wieder. Nach Gebrauch werden sie in den Verteilzentren der Handelsunternehmen gesammelt, von IFCO wieder abgeholt und unter anderem im Service Center in Dannstadt sortiert, gereinigt, gewartet und für die Auslieferung im nächsten Zyklus vorbereitet. Die im Service Center Dannstadt verwendeten Reinigungs- und Desinfektionsmittel sind biologisch abbaubar und die zur Be- und Entladung verwendeten Stabler bald auf 100 Prozent elektronischen Antrieb umgerüstet. Der Strom zum Betrieb der Anlagen kommt bald von der auf dem hauseigenen Dach auf einer Fläche von 11.000 Quadartmeter installierten Solaranlage. Die verbleibende Dachfläche von ebenfalls 11.000 m² ist vollständig begrünt. Am Standort ist zudem die Installation einer industriellen Wärmepumpe zur Warmwassergenerierung und ein Blockheizkraftwerk vorgesehen, um möglichst unabhängig von fossilen Energien zu agieren. Und wo kann das Unternehmen unterstützt werden? Was die Zuwege zu IFCO Systems betrifft – hier wartet das Unternehmen auf die geplante neue Zufahrt, deren Planung aktuell nochmals auf dem Prüfstand steht. Denn Anliegen des Unternehmens war und ist es, Verkehr durch das Mischgebiet zu vermeiden.
Biogasanlage versorgt 1.500 Haushalte mit Strom und Wärme
Sie nutzt die Kraft von Biomasse: Die Biogasanlage von Alexander Friedrich in Hochdorf-Assenheim, die 2006 im Familienbetrieb gegründet und als innovatives Projekt mit 2 Millionen Euro an Investitionen aufgebaut wurde. Seit acht Jahren setzt er ausschließlich auf pflanzliches Material, genauer gesagt Mais, nachdem die Schweinehaltung aufgegeben wurde und deren Dung nicht mehr genutzt werden konnte. „Bis dahin war eine regionale Vermarktung der Tiere möglich, die Schlachtung blieb hier in der Region, auch Hausschlachtungen waren möglich. Dann wurden die Auflagen strenger, viele Metzger in der Region gaben auf. Die Tiere werden seitdem in immer entfernter gelegene Schlachthöfe transportiert. Für uns war es damit vorbei“, blickt Alexander Friedrich zurück, der den heutigen Betrieb auf mehrere Standbeine gestellt hat. „Drei Blockheizkraftwerke produzieren Strom nach Bedarf, das heißt, wir geben dann den aus Biogasstrom ins Netz, wenn dort zu wenig Strom fließt. So tragen wir dazu bei, die Energieversorgung und den -preis stabil zu halten.“ Solange lagert das Methangas in der weithin sichtbaren Gashaube. Die für die Gärung benötigte Maissilage wird ähnlich wie Sauerkraut konserviert und bei Bedarf abgerufen. Der Hintergrund: Mais wird einmal im Jahr geerntet und kann dann für die restliche Zeit eingelagert werden. Die Gärrückstände wiederum werden auf den umliegenden Ackerflächen zur Düngung eingesetzt – und so schließt sich der organische Kreislauf. Ein Teil der Reststoffe wird für die rein pflanzlichen, selbst hergestellten Düngemittelpeletts „Düngme“ eingesetzt, die sein Bruder Andreas Friedrich vermarktet. „Die Biogasanlage ist die einzige gewerbliche Anlage im ganzen Landkreis“, erklärt Clemens Körner. Es hätte zwar schon Initiativen gegeben, zwei weitere Anlagen zu bauen, doch das sei am Widerstand der jeweiligen Kommunen gescheitert. Dabei liegt die Biogasanlage von Alexander Friedrich schon lange im Trend: die Blockheizkraftwerke verbrennen ausschließlich selbst produziertes Gas. Ein weiteres Standbein ist die Trocknung von kommunalem Klärschlamm; hierzu wird die Abwärme aus der Stromproduktion genutzt. Am Ende steht ein Produkt mit einem Brennwert ähnlich wie Braunkohle, das derzeit in einem pfälzischen Unternehmen zur Herstellung von hochqualitativem Zement im Hochofen eingesetzt wird. Warum das? Weil Klärschlamm reich an Mineralien ist, die ansonsten teuer dazu gekauft werden müssten. Alexander Friedrich setzte sich bei dem Besuch auch für die regionale Landwirtschaft ein, die mehr und mehr Betriebe einbüße und die sich immer größerem Druck ausgesetzt sehe: zum einen durch weiter steigende Importe aus dem Ausland, zum anderen wegen gestiegener Lohnkosten und ausbleibenden Mitarbeitern.
Für die Gruppe um Clemens Körner hatte sich der Besuch der beiden Unternehmen gelohnt und gab eine Innensicht preis, die auch für Wirtschaftsförderung und Politik nicht alle Tage auf der Tagesordnung stehen.
24. Februar 2023